Image ist nichts, sprache ist alles

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In den letzten Jahrzehnten hat die Popularität von Deutsch als Fremdsprache in Kasachstan spürbar abgenommen. Der wichtigste stressbildende Faktor hierfür war der Wegzug von Hunderttausenden ethnischer Deutscher in ihre historische Heimat.

Allerdings stellte auch die Politisierung aller Lebensbereiche alles auf den Kopf, als die deutsche Sprache aus vermeintlich pragmatischen Erwägungen immer weiter in die Ecke gedrängt wurde. Als Resultat mussten Lehrer umgeschult werden, jeder auf seine Art und Weise: von Managern und Kosmetikerinnen bis hin zu Lehrern anderer Fächer.

Ihre Meinungen darüber, inwiefern die Sprache von Schiller und Goethe für die Kasachstaner heute von Interesse ist, wofür sie Schulkindern gelehrt wird und wie man sie generell im Land populärer machen kann, teilten die Pädagogen der Sprachkurse in der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pwalodar mit.

– Ein wichtiges Problem in der Frage der Popularisierung der deutschen Sprache ist heute der offensichtliche Mangel an Fachpersonal: Es ist heutzutage alles andere als leicht, geeignete Spezialisten zu finden, – sagt Nadeschda Stepanowa, Methodistin und Kuratorin der Deutschkurse der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar. – Leider kommt es vor, dass Deutsch, und das nicht nur in Kasachstan, in eine zweitrangige Position gedrängt wird. Früher waren die Erfahrungen mit Deutsch bei uns im Land sehr reichhaltig: In den Hochschulen gab es eine entsprechende Fachrichtung, es existierte eine riesige Grundlage an Lehrmaterialien und es wurde eine beachtliche Gruppe an Lehrpersonal gebildet. Leider ist dies heute nicht mehr der Fall. Es ist bedauerlich, dass es zu diesem Verlust kam. Darüber hinaus ist Deutsch die Muttersprache der ethnischen Deutschen, die noch immer in beträchtlicher Anzahl in Kasachstan leben.

Übrigens wird im benachbarten Russland die Sprache Schillers und Goethes als zweite Fremdsprache gelehrt, und in Europa ist sie noch immer die am weitesten verbreitete Sprache. Nach Informationen der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar, gibt es in der Region Pawlodar in der deutschen Gesellschaft 21 Deutschlernkreise für Kinder, 10 im Gebietszentrum und 11 in der Region. An Erwachsenengruppen gibt es 33, 14 von ihnen arbeiten in Pawlodar und die übrigen im Gebiet. Und im Gegensatz zu den bei uns weit verbreiteten Stereotypen, dass Deutsch in der gegenwärtigen Realität nicht besonders prestigeträchtig wäre, nimmt das Interesse der Bewohner des Gebietes an der deutschen Sprache nicht ab, sondern wächst sogar.

– Eigentlich liegt darin nichts Unerwartetes oder Kontroverses, – merkt Nadeschda Stepanowa an. – Dank der Gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“ und den Anstrengungen des Vorsitzenden des Kuratoriums Albert Pawlowitsch Rau wurden wiederholt Konferenzen über die Rückkehr der Deutschen Sprache an die Schulen Kasachstans und die Zubilligung des Rechts der Schüler über die selbstständige Wahl der Fremdsprache durchgeführt. Es wurden konkrete Schritte auf Seiten der Popularisierung der deutschen Sprache unternommen, deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie schrittweise ihre Position zurückerlangt. So wurden unter anderem im letzten Jahr Pilotschulen ausgewählt, in denen die Lernenden die Möglichkeit erhielten, die Fremdsprache selbst zu wählen, die sie lernen wollten. So können in der Sekundarschule 39 in Pawlodar die Schüler neben Englisch auch die Deutsche Sprache erlernen.

Tatsächlich – lassen wir tautologische Freuden beiseite – findet mit Unterstützung der Gesellschaftlichen Stiftung „Wiedergeburt“ in Kasachstan die Wiederbelebung der deutschen Sprache statt. Auf dem Feld der Informations- und Sozialkultur unserer Zeit ist dies ein ziemlich bedeutendes Ereignis.

– Heute gibt es in der Region Pawlodar eine große Anzahl an Menschen, die die Sprache von Schiller und Goethe erlernen wollen, darunter sowohl Erwachsene als auch Kinder. Und dies nicht nur mit dem Ziel, nach Deutschland oder überhaupt nach Europa zu gehen, um sich dort niederzulassen oder zu studieren, sondern auch, um die Geschichte und die Kultur ihrer Vorfahren kennenzulernen. Übrigens zeigen auch Kinder und Jugendliche mit kasachischen Wurzeln großes Interesse an der deutschen Sprache, – erzählt Natalja Kolotowa, Deutschlehrerin, Methodistin und Kuratorin der Kinderkreise in der Gesellschaft der Deutschen „Wiedergeburt“ des Gebietes Pawlodar. – Trtozdem zielen die Deutschkurse in erster Linie auf den Unterricht mit Deutschen ab, damit diese ihre Muttersprache, ihre Kultur und ihre Traditionen kennenlernen und ihre ethnische Identität verwirklichen.

Die Sprachkurse werden von der Regionalgesellschaft der Deutschen das ganze Jahr über sowohl für Kinder von 7 bis 16 Jahren, als auch für Jugendliche und für Erwachsene organisiert (in Pawlodar, Ekibastuz, Aksu, Pozowka, Lugansk, Nowotschernojark, Zhelesnik, Uspenka, Scharbaktach und Terenkol). Der Unterricht wird von qualifizierten Pädagogen durchgeführt, welche die unterschiedlichsten modernen Methodiken anwenden. Ebenso finden regelmäßig Webinare und Seminare statt, unter anderem vom Goehte-Insitutu, an denen die Lehrkräfte der Kurse teilnehmen.

– Heute haben wir das wunderbare Projekt „Wunderkind“ für Kinder im Vorschulalter. Es startete erst vor kurzem, aber bereits jetzt gibt es unter den Eltern sehr viele Interessenten, – führt Natalja Kolotowa das Gespräch fort, – Neben den Sprachkursen gibt es bei uns auch noch andere Angebote, zum Beispiel die Schule für fakultative Ausbildung (SCHFA), in der die Absolventen der 10-11 Klassen auf den Eintritt in die Hochschulen vorbereitet werden.

Um an den Kursen teilzunehmen, ist kein großer Aufwand erforderlich: man muss einfach nur im Büro anrufen: 8 (7182) 32-30-28 und sich anmelden.

– Ich betone noch einmal, dass es unser Ziel ist, die Sprache als Kommunikationsmittel zu unterrichten. Und obwohl heute der Unterricht in einem Großteil der Gruppen bereits wieder traditionell stattfindet, das heißt offline, so sollte man nicht vergessen, dass bis vor kurzem aufgrund der Quarantäne die Kurse online stattfanden. Und es kann sein, dass dieses Format wiederkommt, – erklärt Natalja Kolotowa. – Der Fernunterricht hat seine Nachteile, – einer davon ist die schlechte technische Ausstattung unserer Kursteilnehmer. Der Unterricht, wie bereits erwähnt, wird nicht nur in Pawlodar, sondern auch in der Region organisiert, deshalb kommt es manchmal zu einer schlechten Verbindung. Doch die gegenwärtigen Bedingungen können die Moral der Schüler und der Lehrkräfte nicht angreifen. Die Hauptsache ist schließlich der Wille, und der Rest kommt von selbst.

Marina Angaldt

Übersetzung: Philipp Dippl

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